Vereinsgeschichte

Vereinsgründung im Jahre 1930/31

Der am 16. Januar 1931 gegründete Verein führt den Namen „Obst- und Gartenbauverein Balingen e. V.“.
Geführt wurde der Verein zunächst als Ortsgruppe im Bezirks-Obstbauverein in Personalunion vom damaligen Kreispfleger Roller. Leider sind von der Vereinsgründung bis zum Jahre 1956 kaum Unterlagen vorhanden. Sie sind durch Kriegseinwirkung und andere widrige Umstände abhanden gekommen. Die Chronik für diesen Zeitpunkt konnte nur aus Protokollen des Kreisverbandes und aus aufgefundenen Bruchstücken zusammengestellt werden.

Die Geschichte des Vereines beginnt eigentlich schon lange vor seiner Gründung. Sie ist verbunden mit der Geschichte des „Vereins für Obstbau im Oberamtsbezirk“ – später Bezirksobstbauverein – und reicht zurück bis ins Jahr 1873. In diesem Jahr gründete der Schlossgärtner J. Baptist Miller aus Geislingen den „Verein für Obstbau im Oberamtsbezirk“. Mitglieder konnten nur Baumwarte und Landwirte, die sich mit Baumzucht befassten, werden.

Erst nach Jahren wurden sonstige Obstbauliebhaber zugelassen. Aufgabe des Vereins war, neue Obstsorten einzuführen, auszuprobieren und zu verbreiten. Eine Kommission überwachte und beriet Gemeinde- und Privatbaumschulen. Nur ausprobierte Sorten durften veredelt werden. Die Edelreiser wurden unentgeltlich abgegeben. Dr. E. Lucas, Vorstand des „Deutschen Pomologenvereins“ und Leiter des Pomologischen Institutes in Reutlingen stellte 1874, anlässlich eines Vortrags im „Hirsch“ über Schädlingsbekämpfung, dem Verein folgendes Zeugnis aus:

„Der Verein steht mit seiner Tätigkeit einzig im Lande da.“

Obstausstellungen wurden als ein wichtiges Mittel zur Hebung des Obstbaus angesehen. Die erste fand 1874 im „Hirsch“ statt, 1877 folgte die zweite in Verbindung mit einem landwirtschaftlichen Fest. 1888 gründeten Baumwarte unter Führung von Oberamtsbaumwart Haller, Erzingen, die Baumwartvereinigung. 15 der damals 45 Mitglieder traten zu diesem Verein über. Trotzdem zählte der Bezirksobstbauverein bald 106 Mitglieder. Konkurrenz belebt das Geschäft. Zeitweise ja – aber auf die Dauer war das Nebeneinanderher zweier Vereine mit gleichem Interesse untragbar.

Deshalb beschlossen beide Vereine im Jahr 1900 die Auflösung zwecks Neugründung eines gemeinsamen Vereins – dem Bezirksobstbauverein Balingen. Die Gründung war am 01.01.1901. Vorstand: Regierungsrat Filser (Oberamtsvorsteher). 1910 übernahm Sparkassendirektor Jetter, Balingen, die Vereinsführung. Durch den 1. Weltkrieg und die politische Umwälzung nachher litt die Vereinsarbeit. 1921 wurde Oberamtspfleger Roller Vorstand, Vizevorstand Fabrikant Joh. Bitzer aus Tailfingen, Kassierer Oberamtsbaumwart Hans Kissling.

Die restlichen Jahre bis zur Gründung der Balinger Ortsgruppe verliefen immer im gleichen Rhythmus. Neben der Obstausstellung wurden im Jahr 1931 den Mitgliedern noch ein vogelkundlicher Rundgang, Blütenrundgang, Lehrgang über Süßmostbereitung, ein Vereinsausflug und ein Sammelbezug von Nistkästen angeboten.

1931 wurde dann der Obstbauverein Balingen endgültig mit eigener Satzung durch Herrn Kreispfleger Roller gegründet, weil er den Eindruck hatte, dass mit dieser losen Vereinigung zu wenig der Sache gedient sei. Stadtpfleger Kettenmann wurde zum Vorstand gewählt. 1938 gab es eine personelle Änderung im Vorstand. Stadtpfleger Kettenmann gab sein Amt als Ortsfachwart und Vorstand ab. Diesen Posten übernahm Kreispfleger Roller. Bei dieser Versammlung wurde die Obstvermarktung und Preisgestaltung erörtert. Es zeigte sich sehr bald, dass die Obstzüchter darauf angewiesen sind, Qualitätsobst zu erzeugen, um keine Schwierigkeiten beim Absatz zu haben.

In dieser Zeit wurde auch die allgemeine Winterspritzung mit Karbolineum eingeführt. Für die Jahre 1939 bis Anfang 1947 fehlen die Aufzeichnungen. Am 08. März 1947 trafen sich 51 Baumwarte und 17 Lehrgangsteilnehmer in Balingen, um den Ausführungen von Kreispfleger Roller und Kreisobstbauinspektor Kissling zu folgen. Es galt wieder eine feste Arbeitsgemeinschaft und Kameradschaft zu bilden.

Auch im Lande regte es sich wieder. Kreispfleger Roller wurde als einer der Vertreter der französischen Zone in den Landesbeirat Württemberg-Baden berufen. Am 14. September 1947 wurden Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins von der französischen Militärregierung ermächtigt, eine Versammlung des „Obst- und Gartenbauvereins des Kreises Balingen“ abzuhalten. Bei dieser Versammlung wurde Kreispfleger Roller zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der Verein wurde wieder sehr aktiv. Vorträge im ganzen Kreis, teils durch Vorstand Roller, teils durch Obstbauinspektor Kissling und auswärtige Fachkräfte wurden abgehalten. Die Baumwartausbildung wurde forciert.

1951 feierte der Kreisobstbauverband sein 50jähriges Jubiläum unter dem Ehrenvorsitz von Herrn Landrat Römer. Bei dieser Feier wurden 14 Mitglieder des Balinger Vereins vom Geschäftsführer des Landesverbandes ausgezeichnet.

Am 01.02.1953 erfolgte die Neugründung des „Obst- und Gartenbauvereins Balingen mit Heselwangen“. Vorstand wird Hans Irion. In diesem Jahr traf den Verein ein schmerzlicher Verlust. Am 25. Oktober 1953 starb Herr Kreispfleger Roller. Mit ihm verlor der Verein einen wichtigen Wegbereiter.

Im Jahr 1955 hat der Landkreis einen neuen Fachberater eingestellt. Volkmar Lust aus Tübingen trat die Nachfolge von Hans Kissling an. Er war gleich sehr aktiv und hielt Vorträge, Schnittkurse, etc. ab.

Bei der Jahreshauptversammlung im Jahr 1956 gab es wieder eine Änderung im Vorstand. Hans Irion gab aus beruflicher Überlastung sein Amt ab. Herr Kissling übernahm dieses Amt und führte es bis zu seinem Rücktritt 1964. Mit Kurt Koch übernahm das seitherige Ausschussmitglied die Vereinsführung. Unter seiner Führung entwickelte der Verein eine große Aktivität. Mitgewirkt wurde bei der Aktion „Saubere Landschaft“, bei Blumenschmuckwettbewerben und bei Stadtfesten.

Ausflüge und Lehrfahrten wurden unternommen. Ziele waren: Das Gäu, Versuchsgut Bavendorf, Insel Mainau, Bundesgartenschau Karlsruhe, das württembergische Unterland mit Kirchheim a. N., L. u. V. Weinsberg, Untergruppenbach, die Mosel von Trier bis Koblenz, Südtirol und Venedig und Wien mit der österreichischen L. u. V. Kloster-Neuburg. Teilgenommen wurde auch an Fahrten des LOGL nach Österreich, Jugoslawien, Italien und an die Ostsee.

Den Mitgliedern wurde jedes Jahr der verbilligte Bezug von Torf, Düngemittel, Obst-, Beeren- und Ziergehölzen angeboten. Ferner wurden jedes Jahr Schnittkurse und Fachvorträge abgehalten.

1970 konnte der Verein das 40jährige Jubiläum feiern. Damit verbunden war eine große Obstschau. Vorstand Koch und Kassierer Sautter erhielten den „Goldenen Apfel“ für besondere Verdienste im Verein.

Am 07.12.1977 wurde der Verein mit der Nr. 221 ins Vereinsregister eingetragen. Aus Anlass des 50jährigen Vereinsjubiläums 1980 stiftete der Verein der Stadt Balingen 9 Linden und 2 Sitzbänke, die beim Siechenkirchle aufgestellt wurden.

Anfang der 80er-Jahre hatte der Verein dank seiner Aktivitäten fast 600 Mitglieder. Auf Anregung von Kreisfachberater Lust in Absprache mit dem Gesamtvorstand wurde seit 1975 eine Vereinsbibliothek mit den wichtigsten Fachbüchern für den Obst- und Gartenbau angeschafft. 1993 wurde Markus Zehnder Nachfolger von Volkmar Lust. Volkmar Lust ging nach 38 Jahren Dienstzeit in den Ruhestand.

1999 tritt der langjährige Vorsitzende Kurt Koch (Senior) nach 35 Jahren aus alters- und gesundheitlichen Gründen zurück. Ihm hat der Verein vieles zu verdanken. In seiner Amtszeit wurde das Vereinszelt mit Transportanhänger angeschafft, sowie Theken und alles was zum Betrieb bei Festen nötig ist. Kurt Koch wurde bei der Verabschiedung zum Ehrenvorstand ernannt.

Zu seinem Nachfolger wurde Kurt Supper gewählt. Neuer Vize wurde Hermann Jetter. Kurt Supper führte den Verein bis 2005. Während dieser Zeit fanden die üblichen Aktionen (Ausflug, Torf- und Düngemittelaktionen, Gartenfest, etc.) statt. 2005 gab Kurt Supper seinen Posten an Ingmar Thumm ab. Vize wurde Horst Jenter. Kassierer Fritz Lais gab seinen Posten an Markus Supper ab und Stefan Jetter wurde Schriftführer. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 19.04.2013 wählte man mit Friedrich Scholte-Reh einen neuen Vorstand. Zum 2. Vorsitzenden wurde Hans-Walter Jenter, zur Schriftführerin Silvia Medel und zum Kassierer Herr Joachim Schmalzl gewählt.

Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Balingen e. V.: 1931 – 1933 Roller, Eugen (Kreispfleger) 1934 – 1937 Kettenmann (Stadtpfleger) 1938 – 1952 Roller, Eugen (Kreispfleger) 1953 – 1956 Irion, Hans (Kaufmann) 1957 – 1963 Kissling, Hans (Kreisobstbauinspektor a. D.) 1964 – 1999 Koch, Kurt (Schreinermeister) 1999 – 2005 Supper, Kurt 2006 – 2013 Thumm, Ingmar seit April 2013 Scholte-Reh, Friedrich Aufgezeichnet und niedergeschrieben nach vorliegenden Protokollen und Unterlagen von Fritz Lais.